„Antisemitismus ist überall!“, konstatierte die Politologin Hannah Arendt vor vielen Jahrzehnten. Damit wollte Sie auf ein zentrales Element antisemitischen Denkens hinweisen: gesellschaftliche Probleme zu personifizieren, anstatt auf die Strukturen zu schauen.
50 Besucher*innen kamen zur Veranstaltung des Ökumenischen Arbeitskreis Synagogenweg Norden e.V., bei der vor gut 50 Besucher*innen der Historiker Malte Holler einen Vortrag mit dem Titel „Antisemitismus heute“ hielt. Die „Partnerschaft für Demokratie“ (PfD) im LK Aurich unterstützte die Veranstaltung finanziell und ideell. Walter Demandt vom Ökumenischen Arbeitskreis fasste den Vortrag in seinem Projektbericht an die PfD zusammen. Daraus zitieren wir den Teil zu den Begriffen des sekundären und des israelbezogenen Antisemitismus:
Der sekundäre (nachrangige und indirekte) Antisemitismus zeigt sich nach 1945 mit typischen Schlussstrichforderungen und der Umkehrung des Täter-Opfer Schemas. Scham, Mitleid oder Reue genüber der Schoa sind nicht vorhanden. Extremes Beispiel von Wortmissbrauch und Verdrehung: In Dresden trug die „Mecklenburgische Aktionsfront“ auf einer Demonstration ein Plakat mit der Aufschrift „Bombenholocaust“. Es bezog sich dabei auf den englischen Luftangriff auf Dresden im Februar 1945.
Dem israelbezogenen Antisemitismus liegt eine unzulässige Gleichssetzung von Juden mit dem Staat Israel zugrunde und hat nach dem Jahr 2000 stark zugenommen. Die Frage ist: Wann kann man eine Kritik an Israel als antisemitisch bezeichnen? Antworten kann man hier mit den Stichwörtern Dämonisierung, Delegitimierung und doppelte Standards. Ein doppelter Standard ist beispielsweise gegeben, wenn man Anforderungen an den israelischen Staat stellt, den man ansonsten an keinen anderen demokratischen Staat stellt.
Die PfD bedankt sich bei Herr Demandt und dem ganzen Ökumenischen Arbeitskreis Synagogenweg Norden für die Zusammenarbeit.