Die Zuwanderung zu begleiten, ist ein erklärter Schwerpunkt der Tätigkeit der „Partnerschaft für Demokratie“ (PfD) im LK Aurich. So war es in der Situationsanalyse für das Jahr 2017 und auch in der Situationsanalyse für das Jahr 2018 vom Begleitausschuss der PfD einstimmig beschlossen worden und so wird es der Begleitausschuss auf seiner nächsten Sitzung möglicherweise auch für das Jahr 2019 beschließen.
Nun könnte man meinen, dass die Integration in unserem Landkreis nicht so ein sonderlich großes Problem darstellt, schließlich ist der Ausländeranteil im Verhältnis sowohl zum Bund als auch zum Land Niedersachsen ausgesprochen gering (knapp über 3 Prozent); lediglich die Zahl der im LK Aurich aufgenommenen Geflüchteten bewegt sich im Durchschnitt. Aber weit gefehlt. So sehr sich die Wissenschaftler, die sich an den Universitäten mit den Fragen von Integration, Fremden- und Menschenfeindlichkeit beschäftigen, über viele Punkte streiten, so sind sie sich doch in einem Punkt einig: Je niedriger der Ausländeranteil, desto höher sind die Vorbehalte und Ressentiments gegenüber den Zugezogenen! Ausführlich begründete das der Sozialwissenschaftler Wilhem Heitmeyer in seinen empirischen Untersuchungen zu Einstellungen gegenüber schwachen Gruppen – Forschungsarbeiten, von denen auch die PfD bei ihren Situationsanalysen profitiert, vgl. dazu unter anderem: http://www.moin-zusammen.de/2017/08/situationsanalyse-4-pfd-auf-dem-north-coast-festival-mit-umfrageaktion/
Umso erfreulicher ist es, dass die PfD in Zusammenarbeit mit der KVHS Norden das Projekt „Kinderkulturkarawane“ nun zum zweiten Mal in Norden durchführen konnte. Das Projekt stärkte den interkulturellen Austausch und konnte bei vielen Norder*innen auch den Blick auf die Zuwanderung erweitern. Frau Siemke Hanßen schreibt in ihrem Projektbericht (ein Bild werden wir noch nachsetzen):
Vom 25. bis 28. Oktober 2018 war die „Arena Y Esteras“ aus Peru im Rahmen der KinderKulturKarawane in Norden zu Gast. Die Gruppe verbindet in ihren Zirkus- und Theaterinszenierungen soziale und künstlerische Interessen mit politischem Engagement. Übersetzt heißt „Arena y Esteras“ Sand und Strohmatten. Denn die Heimat der Gruppe „Villa El Salvador“ (VES) liegt in einem durch Armut und Gewalt geprägten Vorort von Lima (Peru) in einem Wüstengebiet, wo die einfachen Hütten aus Strohmatten hergestellt werden. Die Gruppe zeigte eine Zirkus- und Theaterperformance, die die Frage nach „Klimagerechtigkeit“ künstlerisch bearbeitete. Die Inszenierung war von einer Geschichte des Universums (die Sonne und der Mond) und von der Legende von Oshi und Bari aus dem peruanischen Regenwald inspiriert. Die Gruppe bestand aus sechs Jugendlichen (15-18 Jahre, zwei Jungen und vier Mädchen), zwei Tourbegleitern aus Peru (technische und künstlerische Betreuung) sowie einer Tourbegleiterin von der KinderKulturKarawane. Während ihres Aufenthaltes in Norden waren die Jugendlichen in Gastfamilien untergebracht. So konnte der interkulturelle Austausch verstärkt werden.
Das Projekt war Teil der sogenannten KinderKulturKarawane. Seit 2000 lädt das Büro für Kultur- und Medienprojekte gGmbH jedes Jahr fünf bis sieben Kinder- und Jugendkulturgruppen aus Afrika, Asien und Lateinamerika nach Deutschland, Österreich, Dänemark und in die Schweiz ein. Diese Gruppen stellen ihre künstlerischen Produktionen in Schulen, Jugend- und Kulturzentren, Theatern, bei Festivals oder anderen Kulturereignissen vor und geben Workshops. Auf diese Weise erzählen sie über ihr Leben, ihre Ängste, Wünsche und Hoffnungen für die Zukunft. Ziel ist ein Dialog auf Augenhöhe. Außerdem macht die Begegnung mit den Gruppen der KinderKulturKarawane deutlich, welche Rolle Kultur und kulturelle Bildung für die persönliche und für die gesellschaftliche Entwicklung spielen kann.
Während des Aufenthalts der Gruppe wurden ein Zirkus-Workshop (14 Teilnehmer*innen), eine Schulvorstellung (71 Teilnehmer*innen) sowie eine öffentliche Vorstellung (50 Zeilnehmer*innen) von „Oshi und Bari“ angeboten. Alle drei Veranstaltungen wurden sehr gut angenommen.
Der Workshop beinhaltete eine kurze Einführung und einen praktischen, kreativen Teil zu Jonglieren, Akrobatik, Musik und Tanz. Angeleitet wurde der Workshop von den Jugendlichen selbst. Beim Workshop wurden der Begegnungsaspekt und der interkulturelle Austausch sehr deutlich. Alle Teilnehmenden hatten großen Spaß beim Ausprobieren und Erlernen von neuen und zum Teil auch ungewohnten Kunststücken. Insbesondere durch den engen gegenseitigen Austausch im Workshop konnte das Ziel der KinderKulturKarawane erreicht werden, dass Kinder und Jugendliche in Europa Gleichaltrige aus anderen Kulturen als begabte Künstler*innen und als gleichberechtigte Partner*innen kennen lernen, mit denen es viele Gemeinsamkeiten zu entdecken gibt. Auch die beiden Aufführungen der Zirkus- und Theaterproduktion wurden sehr gut angenommen. Die Schüler*innen des Ulrichsgymnasium Norden sowie Teilnehmende zweier Integrationskurse zeigten sich ebenso wie die Besucher*innen der offenen Vorstellung begeistert. Genauso wichtig wie die Vorstellung selbst war die anschließende Diskussion. Denn nach jeder Aufführung war es den Zuschauer*innen möglich, Fragen zu stellen, um die Gruppe kennen zu lernen und Näheres über ihre Herkunft zu erfahren. Dabei zeigten sich die Zuschauer*innen sehr interessiert daran, was die Jugendlichen über sich und ihr Leben in Peru zu erzählen hatten. Nach der Aufführung gab es sehr viele positive Rückmeldungen. Es gab sogar erste Fragen nach einer Wiederholung im nächsten Jahr.
Sehr positiv war die Erfahrung mit den Gastfamilien. Alle Gastfamilien haben die Jugendlichen sehr herzlich aufgenommen. Gerade hier fand ein intensiver gegenseitiger Austausch statt. Insgesamt ist das Projekt äußerst positiv verlaufen, so dass bereits eine Wiederholung im nächsten Jahr geplant ist.