Im Folgenden dokumentieren wir den Projektbericht von Frau Siemke Hanssen. Die „Partnerschaft für Demokratie“ hatte das Projekt finanziell unterstützt.
Vom 26. bis 29. November 2019 war die „Nablus Circus School“ aus Palästina im Rahmen der KinderKulturKarawane in Norden zu Gast. Durch Zirkus und andere darstellende Künste will das Projekt Kindern und Jugendlichen einen sicheren, pädagogischen Raum bieten, wo sie ihre Kreativität entdecken und neue Fähigkeiten erlernen können. Sie können dort Selbstvertrauen aufbauen und sich frei ausdrücken. Soziale Unterschiede spielen dort ebenso wenig eine Rolle wie das Geschlecht. Die „Nablus Circus School“ betreut derzeit mehr als 100 Schüler an seinem Standort in Nablus, erreicht mehr als 200 in Workshops außerhalb von Nablus. Mehr als 5.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene besuchen jedes Jahr die Aufführungen. In Norden zeigen die jungen Artist*innen das Stück „Die Pause“: ein turbulentes Zirkusspektakel. Mit Jonglagen, Akrobatik, Clowning und anderen Elemente des Zirkus entführen die jungen Palästinenser*innen das Publikum in den Schulalltag in Palästina.
Die Gruppe bestand aus sechs Jugendlichen (16-22 Jahre, zwei Mädchen und vier Jungen), zwei Tourbegleiter*innen aus Palästina (pädagogische, psychologische und künstlerische Betreuung) sowie einem Tourbegleiter/Übersetzer von der KinderKulturKarawane. Während ihres Aufenthaltes in Norden waren die Jugendlichen in Gastfamilien untergebracht. So konnte der interkulturelle Austausch verstärkt werden.
Die Tour der Nablus Circus School war Teil der sogenannten KinderKulturKarawane. Seit 2000 lädt das Büro für Kultur- und Medienprojekte gGmbH jedes Jahr fünf bis sieben Kinder- und Jugendkulturgruppen aus Afrika, Asien und Lateinamerika nach Deutschland, Österreich, Dänemark und in die Schweiz ein. Diese Gruppen stellen ihre künstlerischen Produktionen in Schulen, Jugend- und Kulturzentren, Theatern, bei Festivals oder anderen Kulturereignissen vor und geben Workshops. Auf diese Weise erzählen sie über ihr Leben, ihre Ängste, Wünsche und Hoffnungen für die Zukunft. Ziel ist ein Dialog auf Augenhöhe.
Während des Aufenthalts der Gruppe wurden in Norden zwei Schulvorstellungen (120 Teilnehmer*innen) sowie eine öffentliche Vorstellung (83 Teilnehmer*innen) von „Die Pause“ angeboten. Alle drei Veranstaltungen wurden sehr gut angenommen. Außerdem wurde im Rahmen des Tags der offenen Tür der Kunstschule Norden ein Akrobatik-Workshop in den Räumen der Kunstschule angeboten. Daran nahmen circa 20 Jugendliche und Kinder teil. Die beiden Aufführungen der Zirkus- und Theaterproduktion für Schulen wurden sehr gut angenommen. Die Schüler*innen des Ulrichsgymnasium Norden, der KGS Hage Norden sowie Teilnehmende zweier Integrationskurse zeigten sich begeistert und nahmen mit vielen Wortbeiträgen an der Diskussion nach der Veranstaltung teil. Diese anschließende Diskussion ist integraler Bestandteil des Projektes. Denn nach jeder Aufführung war es den Zuschauer*innen möglich, Fragen zu stellen, um die Gruppe kennen zu lernen und Näheres über ihre Herkunft zu erfahren. Dabei zeigten sich die Zuschauer*innen sehr interessiert daran, was die Jugendlichen über sich und ihr Leben in Palästina zu erzählen hatten. Für Gänsehautmomente sorgte diese Diskussion durch die Reaktionen der vielen Zuschauer*innen arabischer Herkunft. Diese zeigten sich sehr bewegt durch die Darstellungen. Viele arabisch-stämmige Kinder waren sichtlich stolz ebenso wie die Artist*innen aus Arabien zu kommen. Nach der Aufführung gab es sehr viele positive Rückmeldungen. Es gab sogar erste Fragen nach einer Wiederholung im nächsten Jahr. Sehr positiv war auch die Erfahrung mit den Gastfamilien, die die Jugendlichen sehr herzlich aufnahmen. Gerade hier fand ein intensiver gegenseitiger Austausch statt mit vielen gemeinsamen Aktivitäten statt. Insgesamt ist das Projekt äußerst positiv verlaufen, so dass bereits eine Wiederholung im nächsten Jahr geplant ist.