Vernetzungstreffen in Leipzig 24. und 25. September 2020
Ein dickes Lob gleich vorneweg: Alle teilnehmenden Personen haben den Veranstaltern „Gegen Vergessen, Für Demokratie, Zusammenhalt durch Teilhabe“ und dem Anne Frank Zentrum gedankt, sowohl für die Organisation als auch dafür, dieses Treffen überhaupt stattfinden zu lassen. In Covid 19 Zeiten sich auch wieder analog auszutauschen, war ein Gewinn. Und die zusätzliche Möglichkeit, digital an der Tagung teilzunehmen, war sicher richtig. Die Teilnehmerzahl von 40 digitalen und 20 analogen Frauen und Männern kann sich sehen lassen.
Erinnerungsprojekte und zivilgesellschaftliches Engagement im ländlichen Raum – so das Motto des Treffens. Die Teilnehmer*innen haben einerseits ihre ganz spezifischen Erfahrungen einbringen können, andererseits gab es Impulse und Inputs, Tools wie die künftige Arbeit gerade im Hinblick auf die Jugend verbessert werden kann. Stichwort: Digitalisierung! An dieser Stelle jetzt in Details zu gehen, würde zu weit gehen. Ich verweise auf die Dokumentation auf der entsprechenden Internetseite/Blog am Ende dieses Kurzberichtes. Viele Infos, lehrreich, zuweilen emotional; auch finden sich dort die jeweiligen Links zu den Filmbeiträgen.
Wichtig für „Demokratie Leben!“ und die „Partnerschaften für Demokratie“ war die Mitteilung vom anwesenden Referenten Michael Matzke aus dem Ministerium FSFJ: In den nächsten beiden Jahren werden die Mittel von jetzt 115 Millionen auf 150 im Jahr 2021 und 160 Millionen im Jahr 2022 aufgestockt.
Wichtige Aussage vom Referenten aber auch zur inhaltlichen Ausrichtung der PfD´s im Land. Der Demokratiebegriff steht natürlich weiterhin ganz oben; aber: Man ist sich im Ministerium darüber einig, dass auch kommunales, „niederschwelliges“ Engagement eine weitere Säule werden sollte. Nicht unerwähnt sei übrigens, dass diese Tagung in Leipzig auch vom Ministerium für Inneres, Bau und Heimat mitfinanziert wurde.
Ein paar Stichworte, die auch für uns hier im Landkreis Aurich (auch für die aktuellen und zukünftigen Projektgruppen unserer PfD) nicht unbedeutend sein dürften
Christoph Schubert von der Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg machte deutlich, dass zu beobachten ist, dass „alte“ Strukturen verloren gehen: „Das Land stirbt aus“. Wobei mit Strukturen sowohl die Demografie, als auch Infrastruktur gemeint ist. Die Jugend zieht ab. Wie kann sie gehalten werden? Die Bildung spielt auch hier einen entscheidenden Faktor. „Die Belastung“ einzelner Personen darf nicht verkannt werden: Diejenigen, die engagiert sind, sind nicht selten in zwei, drei Organisationen unterwegs.
Auch das „Ministerium Inneres, Bau und Heimat“ ist sich dem Problem der Landflucht bewusst. Deshalb die Fragestellung: Wie kann eine Gleichbehandlung von Stadt und Land vonstatten gehen?
Annett Freier vom „Demokratieladen Anklam“ (Sie ist auch für die Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern tätig) betonte, dass ein intensiver Austausch zwischen Land und Stadt vonnöten sei. Beide Seiten können von einander profitieren. Wichtige Aussage: Parteien sollten / dürfen dabei nicht das alleinige Sagen haben! Es gilt Netzwerke der Aktiven aufzubauen und Kontakte zu Bürgermeistern und Landräten zu pflegen.
Wichtig für die Arbeit im ländlichen Raum ist zudem, den Versuch zu unternehmen, vermeintlich gegenteilige Interessengruppen (Flüchtlingshilfe, Feuerwehr z.B.) zusammenzubringen – es darf nicht ausgeschlossen werden, dass da etwas passt. Es darf kein Ausschlusskriterium gegenüber zivilgesellschaftlichen Organisationen geben, bei deren Protagonisten man vielleicht tiefer liegende Ressentiments befürchtet.
Bei den Erinnerungsprojekten ging es vordergründig um die Einbindung und Beteiligung Jugendlicher. Hier bekamen wir anschauliche und interessante Beispiele an die Hand. Ich darf auch hier auf den unten angegebenen Blog verweisen, alles ist dort gut nachlesbar.
Es ging auf der Tagung auch um die Fragen: Wie kann ich die Jugend erreichen? Wie ist sie für ein „Erinnern für die Zukunft“ zu begeistern? Das Stichwort heißt hier Digitalisierung, dazu möchte ich eine persönlich anmerken: Ich als älterer Mensch, der nun nicht unbedingt „weltfremd“ ist, aber schon sehr angetan war, was heute mit den neuen Techniken möglich ist: Ob es sich nun um „Drei D“ handelt oder um selbstständige Filmproduktionen in Kombination mit Zeitzeugen (ein paar wenige gibt es ja noch). Tipp Lest unten im Blog mal über das Projekt der Cap Arkona in Neustadt, Ostholstein, das ist sehr interessant.
Resümee: spannende zwei Tage mit viel Input und natürlich der persönliche Austausch. Keine Frage: In Corona–Zeiten menschliche Nähe zu haben, ist fast unbezahlbar.
DANKE! Jörg Köhler